Startseite
 
Diese Website wird seit Januar 2020 nicht mehr systematisch aktualisiert. Für aktuelle Informationen zum Thema Sucht in der Schweiz empfehlen wir die Websites Zahlen und Fakten sowie das Schweizer Monitoring-System Sucht und nichtübertragbare Krankheiten (MonAM).
Opioide
» Prävalenz

Entwicklung über die Zeit

Gesamtpopulation

Die Schweizerische Gesundheitsbefragung (SGB) stellt in der Schweiz die wichtigste Informationsquelle zur langfristigen Entwicklung der Prävalenz des Heroingebrauchs dar. Allerdings liefert diese telefonische Befragung wegen der begrenzten Erreichbarkeit der Betroffenen per Telefon nur ein eingeschränktes Bild des Gebrauchs illegaler Drogen und die Ergebnisse sollten daher mit Vorsicht interpretiert werden. Personen mit einer Abhängigkeit befinden sich oft in einer prekären oder marginalisierten Stellung und können im Rahmen einer telefonischen Befragung kaum erreicht werden. Zudem könnten manche Betroffene nur beschränkt Auskunft zu einem illegalen und stigmatisierten Verhalten geben.

Seit 1997 werden in der SGB zu wenige Fälle von aktuellem Heroingebrauch verzeichnet, weswegen in den offiziellen Statistiken dazu auch keine Angaben gemacht werden (Tabelle). Ausserdem wurde der aktuelle Gebrauch von Heroin in 2012 nicht mehr erhoben.

Gemäss derselben Erhebung zeichnet sich in den letzten Jahren eine leichte Erhöhung der Lebenszeitprävalenz ab. Im Jahr 2012 gaben 0.8% der Befragten an, in ihrem Leben Heroin genommen zu haben (2002: 0.6%; SGB - Lebenszeitprävalenz des Heroingebrauchs, nach Alter (1992-2012)). Die Lebenszeitprävalenz lag bei 15- bis 39-Jährigen leicht über derjenigen von älteren Personen, nur 2012 lag die Lebenszeitprävalenz von Personen ab 40 Jahren höher. Sie war auch unabhängig vom Befragungsjahr leicht höher bei Männern (Tabelle) als bei Frauen (Tabelle). Die Analyse pro Sprachregion ergibt für alle Erhebungsjahre eine höhere Lebenszeitprävalenz in der französischsprachigen (2012: 1.0%) als in der deutschsprachigen Schweiz (2012: 0.7%; Tabelle).

Die Daten aus den CoRolAR-Befragungen 2011 bis 2016 zeigen, dass die Lebenszeitprävalenz seit 2011 mit einem Anteil von unter 1.0% relativ stabil geblieben ist. 

SGB - Lebenszeitprävalenz des Heroingebrauchs, nach Alter (1992-2012)

Alter
15-3940+Total
%%%
2012ja0.70.80.8
nein99.399.299.2
N (gewichtet)7'85013'70321'553
N (ungewichtet)7'20814'35321'561
2007ja0.90.60.7
nein99.199.499.3
N (gewichtet)7'42811'25518'683
N (ungewichtet)6'13812'56218'700
2002ja0.90.30.6
nein99.199.799.4
N (gewichtet)8'14211'53619'678
N (ungewichtet)6'98812'69419'682
1997ja1.0(0.1)0.5
nein99.099.999.5
N (gewichtet)5'6117'37812'989
N (ungewichtet)5'6997'28612'985
1992ja1.3
nein98.7
N (gewichtet)6'869
N (ungewichtet)6'838
Fragen:'Haben Sie schon einmal Heroin genommen?'
Anmerkungen:Diese Frage wurde 1992 nur Befragten unter 40 Jahren, 1997 nur Befragten unter 50 Jahren, 2002 nur Befragten unter 65 Jahren, 2007 nur Befragten unter 70 Jahren und 2012 nur Befragten unter 75 Jahren gestellt. Für die Jahre 1997, 2002, 2007 und 2012 sind Personen, welchen die Frage nicht gestellt wurde, unter 'nein' aufgeführt. Die Altersklasse 15-39 der Befragung 1992 ist mit denjenigen der anderen Befragungen vergleichbar.
Prozente wurden gewichtet berechnet; Spaltenprozente. Die Anzahl der tatsächlich befragten Personen wird mit "N (ungewichtet)" angegeben.
Für n < 30 stehen Werte in Klammern, für n < 10 werden keine Werte berichtet.
Quelle:Notari, Le Mével et al. (2014), S. 271

Entwicklung nach Alter

Im Rahmen der Schweizerischen Gesundheitsbefragung (SGB) wurde eine zu geringe Anzahl von Personen registriert, die einen aktuellen Heroingebrauch angaben, als dass diese Fälle in den offiziellen Statistiken ausgewiesen werden könnten. Um einen Überblick über die Entwicklung der Heroinerfahrungen bei jungen Erwachsenen zu bekommen, können in den unterschiedlichen Altersgruppen die Tendenzen bei der Lebenszeitprävalenz verglichen werden. Wie aus unten stehender Abbildung ersichtlich wird (SGB - Lebenszeitprävalenz des Heroingebrauchs, nach Alter (1992-2012)), sind die Anteile bei jungen Menschen zwischen 15 und 24 Jahren und zwischen 25 und 34 Jahren seit 1992 gesunken. Umgekehrt ist der Anteil bei den 35- bis 44-Jährigen und den über 45-Jährigen angestiegen. Diese gegensätzlichen Trends weisen zunächst darauf hin, dass der Heroingebrauch unter Jugendlichen seit einem Jahrzehnt stabil ist oder sogar leicht zurückgeht. Betreffend der Lebenszeitprävalenz rutschen Personen, die in den 90er Jahren mit Opioiden Erfahrungen gemacht haben, über die Jahre logischerweise in höhere Altersgruppen, was dazu führt, dass der Anteil der Lebenszeitprävalenz in den höheren Altersgruppen mit der Zeit ansteigt. Zusammengefasst kann gesagt werden, dass bei jungen Erwachsenen der Opioidgebrauch kontinuierlich abnimmt, auch wenn die Lebenszeitprävalenz in der Gesamtbevölkerung stabil ist.

SGB - Lebenszeitprävalenz des Heroingebrauchs, nach Alter (1992-2012)

Anmerkungen:SGB (1992-2012): "Haben Sie schon Heroin genommen?"
Quelle:Eigene Berechnung basierend auf den Daten der SGB

Studie bei den Methadon-Substituierten im Kanton Zürich

Nordt & Stohler (2006) haben für den Kanton Zürich die Prävalenz und Inzidenz des problematischen Heroingebrauchs geschätzt. Sie untersuchten die kantonalen Daten zur Methadon-Substitutionsbehandlung. Diese Daten umfassen das Einstiegsalter in den regelmässigen Gebrauch - definiert durch einen mindestens fünfmaligen Gebrauch pro Woche über einen Monat hinweg - und Informationen zur Nachbetreuung.

Gemäss ihrer Schätzung erreichte die Anzahl Personen mit problematischem Heroingebrauch zu Beginn der 90er Jahre einen Höhepunkt und nahm danach wieder ab (vgl. Abbildung Nordt & Stohler - Prävalenz des Heroingebrauchs im Kanton Zürich (1980-2010)). Der Anteil der Personen, die aufgehört haben - definiert als der Anteil derjenigen, die die Substitutionsbehandlung beendet haben, ohne sie während der kommenden 10 Jahren wieder aufzunehmen -, lag pro Jahr bei 4%. Die Autoren stellen jedoch klar, dass diese Abnahme mehreren Faktoren wie Abstinenz, aber auch Todesfällen, dem Übergang zu einer Heroinsubstitution oder Auswanderung geschuldet sein kann.

Nordt & Stohler - Prävalenz des Heroingebrauchs im Kanton Zürich (1980-2010)

Nordt & Stohler - Prävalenz des Heroingebrauchs im Kanton Zürich (1980-2010)
Anmerkungen:Adaption der Abbildung 4.
Quelle: Incidence of heroin use in Zurich, Switzerland: a treatment case register analysis, S.1833.
top